Chess-Lions zum 2. Mal in Prag, 08.09.2017, Zeitreise
Heute haben wir einen Überraschungsausflug gemacht. Unser Ziel war bis zum letzten Moment geheim. Das Silberstädtchen Kutna Hora, die zum UNESCO–Weltkulturerbe gehört, wird oft als „Schatztruhe des Landes“ genannt. Im 13. Jahrhundert war es nach Prag die zweitgrößte Stadt im böhmischen Königreich. Wir besuchten die mittelalterliche Silbermine und sahen, wie man das Silbererz bearbeitet hat und wie Münzen aus Silber geprägt wurden. Der damalige Tolar entsprach dem heutigen Euro. Man konnte mit ihm auch in anderen Ländern bezahlen. Aus Sicherheitsgründen durften wir nur in weißen Kitteln mit Helm und Lampe ausgerüstet unter die Erde gehen. Zu recht. Die niedrigste Stelle war 120 cm hoch, die engste 40 cm breit, wir „spazierten“ in der Tiefe von 35 m.
Als Belohnung für die Strapazen machten wir Rast in einer tschechischen Konditorei. Das Auswählen fiel uns leicht, wir kennen uns mittlerweile aus. Větrník, ähnlich unserem Windbeutel, ist der Renner.
Im Sedletz-Ossarium (tschechisch: Kostnice Sedlec) besuchten wir ein Beinhaus. Wegen Handvoll Erde aus Jerusalem wurde der Klosterfriedhof in zu heiligem Boden erklärt. Er wurde als Bestattungsort sehr begehrt, es wurden hier Menschen auch aus anderen Ländern, vor allem aus Polen, Bayern und den Niederlanden bestattet. Viele Toten kamen durch Pestepidemien in 14. Jahrhundert oder Hussitenkriege im 15. Jahrhundert. Wegen Bau einer Kirche musste der Friedhof später verkleinert werden. Die rund 40.000 menschlichen Skelette wurden im Beinhaus aufbewahrt. Etwa 10.000 davon wurden Jahrhunderte später künstlerisch verarbeitet, um Dekorationen und Einrichtungsgegenstände für das Kirchengebäude zu formen und auf die Vergänglichkeit unseres Daseins hinzuweisen. Zugegeben: nicht Jedermannsache.
Das war für diesen Tag auch genug. Müde und hungrig kehrten wir nach Prag, verputzten restlos das Abendessen und wollten nur noch ins Hotel.
Eins muss noch unbedingt erwähnt werden. Wir verstehen uns hier immer besser untereinander, es macht Spaß zusammen zu sein. Und das auch die Großen mit den Kleinen, Jungs mit den Mädchen. Es wird gespielt, unterhalten, wenn nötig auch mal getröstet oder einfach Unsinn gemacht. Beim Warten auf den Zug konnten den Lehrern die Jungs nur noch leidtun, weil sie von Mädchen verfolgt und gejagt wurden.
Zum Schluß der Gutenachtgruß vom tschechischen Sandmänchen für unsere Kleinen.