Cornelia RÜHLIG
Christian BREDOW
Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen
Drei Jugendliche aus Mörfelden-Walldorf staunten nicht schlecht, als sie 1972 bei einem Besuch des ehemaligen KZs Buchenwald auf einer Karte, in der alle KZ-Außenstellen eingetragen waren, ausgerechnet ihre Heimatgemeinde Walldorf entdeckten. Sie suchten anschließend nach Beweisstücken und fanden tatsächlich die Deportationsliste und Berichte des Lagerführers der KZ-Außenstelle Walldorf. Schließlich realisierten sie 1980 sogar ihr Ziel und ließen vonseiten der Stadt Mörfelden-Walldorf offiziell einen Gedenkstein setzen.
1996 begann die damalige Museumsleiterin der Stadt Mörfelden-Walldorf erneut zu recherchieren, fand zahlreiche Akten in der „Zentralstelle der Landesjustizverwaltungen“, Ermittlungsakten gegen den einstigen Lagerührung und nun nach und nach auch immer mehr Überlebende des Lagers in allen Teilen der Welt. Man nahm nun Kontakte mit ihnen auf, interviewte sie und erhielt auch zahlreiche Privatfotos von ihnen. Beteiligt daran waren unter anderem auch Klassen der bertha.
Auf dieser Grundlage konnte im November 2000 der historische Lehrpfad im Beisein von 19 Überlebenden des Lagers eingeweiht werden; eine davon war Margit Horváth. Unter ihrem Namen konnte dann 2004 eine Stiftung gegründet werden, die rasch zahlreiche Jugendprojekte initiierte – vor allem die „International Work and Study Camps“, an denen Studierende, Lernende und engagierte junge Menschen aus der ganzen Welt teilnahmen, um einen Keller auszugraben, in dem die Inhaftierten der KZ-Außenstelle Walldorf immer wieder mit größter Brutalität geprügelt worden waren. Diese Ausgrabungsstelle wurde 2016 mit dem sog. „Horváth Zentrum“ eingehaust und damit zugleich ein Gedenkort und ein Bildungszentrum geschaffen, in dem zahlreiche Seminare und Veranstaltungen stattfinden. Auch Führungen finden fortlaufend statt.
Das Hováth-Zentrum mahnt zu „gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein, Zivilcourage und einem wachen Bewusstsein für Menschenrechte und -würde.“ Dass dabei vor allem engagierte junge Menschen sich einbringen können und sollen, ist nicht nur fest verankert in der Entstehung dieser Gedenkstätte, sondern auch Leitgedanke der Margit-Horváth-Stiftung. Mit dieser kann die bertha auf eine langjährige Kooperation zurückblicken.
Gemeinsam wurden schon diverse Projekte gestaltet, durch welche sich die Schulgemeinde an der Etablierung und Pflege von Erinnerungskultur beteiligen konnte. Gleichzeitig wird dabei der Blick immer aufmerksam auf Vergangenheit und Gegenwart gerichtet.
Auch in Zukunft sollen Lernende der bertha an Projekten der Horváth-Stiftung teilnehmen können oder diese auch selbst anregen. Wir freuen uns über Anmeldungen zu Führungen, Ideen, Wünsche und Anregungen!
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Weitere Informationen zur KZ-Außenstelle und der Margit-Horváth-Stiftung finden Sie hier!